Erster Tag
Am frühen Sonntagmorgen des 17. August 2025 fahren wir zwischen 06.00 und 06.30 mit zwei Autos los. In Sargans stösst noch Jürg zu uns. Somit sind wir komplett
und reisen über den Oberalp
Pass bis zum Bahnhof der DFB in Realp (UR). Die Idee und Organisation dieses Anlasses verdanken wir Ernst.
Weiter geht's hinunter ins Urserental, über Andermatt bis nach Realp
In Realp wartet unsere freudig dampfende Lok der
Dampfbahn Furka
Bergstrecke (DFB) auf uns.
Von der Reuss zur Rhone
Die knapp 18 Kilometer lange Furka-Bergstrecke wurde 1926 durchgehend eröffnet und von der Furka-Oberalp-Bahn (FO) bis Herbst 1981 betrieben. Nach einer Totalsanierung durch Eisenbahnfreunde in Freiwilligenarbeit wird sie seit 2010 wieder zwischen Realp und Oberwald mit sorgfältig restauriertem Rollmaterial im Stil der 1930er Jahre befahren. Die Furka-Bergstrecke unterquert den Passübergang auf maximal 2163 M.ü.M in einem Scheiteltunnel von 1874 m Länge. Die Steigungen und Gefälle von bis zu 118 Promille bewältigen die über 100-jährigen Dampflokomotiven der Schweizer Bauart auf Adhäsions- und Zahnradabschnitten.
Die um 10.20 Uhr geplante Abfahrt der Furka Dampfbahn Richtung Oberwald (VS) verzögert sich aufgrund eines Murganges auf der Walliser Seite. Bis zur endgültigen
Abfahrt werden wir mit diversen widersprüchlichen Informationen "gefüttert". Letztendlich kann aber das Abenteuer losgehen.
Kurz vor der Station Tiefenbach fahren wir über das spektakulärste Bauwerk der Furka Bergstrecke -die Steffenbachbrücke (leider ohne eigenes Bild) . Bei der Station Tiefenbach muss der Durst der Lok gestillt werden, mit reinstem Bergwasser.
Um 11.44 Uhr erreichen wir die Haltestelle Furka (2160 m). Im Hintergrund die Pforte zum 1874 m langen Scheiteltunnel, welcher 1925 erstellt wurde.
Hier ist ein Aufenthalt von 25 Minuten geplant. Unser vorbestelltes Vesper-Plättli war nicht vorbereitet. Schnell wurde es für uns zusammengestellt und für die kurze Wartezeit wurden wir ganz
unkonventionell mit zwei Halbliter Weisswein "entschädigt".
Betreffend des Murgangs erreichen uns verschiedene, diametrale Informationen wie z.B.
Nun, die letzte Variante war dann für uns zutreffend. Mit grosser Verspätung treten wir die Weiterfahrt im Folgezug an. Da dieser natürlich sehr gut besetzt war, durften wir wählen: entweder alle verteilt auf verschiedene Plätze oder gemeinsam im Gepäckabteil. Wir haben uns für Letzteres entschieden und wurden - wenn wundert es - nochmals mit einem Vesperplättli und einem Halbeli Weisswein entschädigt :-). Was für eine tolle Geste! Obwohl - wir haben den verlängerten Aufenthalt völlig locker und mit Humor getragen - haben ja alle Zeit der Welt. Das Zugspersonal hat unser Verhalten vermutlich ebenso geschätzt wie wir den Apéro.
Die Lok, mit welcher wir unsere Bergfahrt angetreten haben, wird für die Rückfahrt nach Realp umgekoppelt.
Die Komposition, die uns nach Gletsch hinunterbringen soll, steht nun auch bereit. Wir beziehen im Gepäckabteil Position und nehmen von der Zugführerin dankend das Vesper-Plättli und den Wein entgegen.
Und los geht's, rein in den Scheiteltunnel. Am anderen Ende, auf der Walliser-Seite, sehen wir die Serpentinen der Furka Pass-Strasse.
Der Rhône-Gletscher ist von hier aus leider nicht mehr sichtbar. Im September 2006 befand sich die Mitte der Gletscherzunge genau auf einer Höhe von 2240 Metern an der Kante des mächtigen Felsriegels (mit Pfeil markiert). Das Gelände fällt dort steil um 420 Meter bis zum Gletschboden im Süden ab (1820 m ü. NN). Seitdem hat sich das Eis weiter nach Norden in Richtung Nährgebiet zurückgezogen und vom Felsriegel entfernt. Dadurch ist ein saumförmiger Gletschersee entstanden. Weitere interessante Details zum Rhône-Gletscher sind hier zu finden. Und hier kann man sich den Unterschied zwischen den Jahren 1900 und 2010 betrachten.
Unsere Lok macht kurz vor Gletsch auf sich aufmerksam.
Hinter Gletsch ist breits die Grimsel Passstrasse zu erkennen. Die steht uns heute auch noch bevor.
Ab Gletsch bis Oberwald führt uns eine moderne Zugskomposition. Nach einer kurzen Trinkpause in Oberwald besteigen wir den Zug, welcher uns durch den 15,38 km langen, im Jahre 1982 fertiggestellten Furka Basistunnel (gelbe Strecke) zurück nach Realp und somit zu unseren Autos bringt. Im letzten Bild sieht man den Schienenstrang mit dem Eingang in den Basis Tunnel.
Unser Tagesziel ist Hasliberg-Reuti oberhalb von Meiringen im Berner Oberland. In Realp verlieren wir deshalb keine Zeit und machen uns mit den Autos auf zum Furkapass bis nach Gletsch. Etwas nach der Passhöhe befindet sich das geschlossene Hotel Belvédère. Von hier geniesst man eine tolle Aussicht auf das Obergoms, links die Furka Passstrasse, rechts die Grimsel Passstrasse. Das geübte Auge mag links auch die Strecke der DFB erkennen.
Von Gletsch folgen wir der Grimsel Passstrasse zur Passhöhe. Dort legen wir einen kurzen Zwischenstopp ein und werfen einen Blick auf das Grimsel Hospiz und auf den Grimsel-Stausee. Unter anderem sieht man die (helle) dieses Jahr fertiggestellte Spitallamm-Staumauer, welche einfach die alte, dahinterliegende Mauer aus dem Jahre 1932 ersetzt. Eine Erhöhung der neuen Staumauer um ca. weitere 25 m ist in Planung mit dem Ziel der Umsetzung im Jahr 2040.
Gegen 18.00 Uhr treffen wir im Hotel Reuti in Hasliberg-Reuti ein. Unsere beiden Fahrer, Ernst und Marco, können nun auch zurücklehnen. Vielen Dank Euch. Nach einer erfrischenden Dusche treffen wir uns wieder zum Apéro und anschliessenden Nachtessen. So gegen 22.00 Uhr waren wir nach diesem langen Tag bettreif. Wenn man sich so zurückbesinnt auf frühere Zeiten - das war nicht immer so.
2. Tag
So gegen 07.00 heisst es am heutigen Montag, 18. August 2025, aufzustehen.
Unser Tagesprogramm:
Morgenstimmung in Hasliberg-Reuti, aufgenommen um ca. 07.00 Uhr mit Blick auf die Berge (u.a. Eiger & Mönch) der gegenüberliegenden Talseite.
Beim Restaurant Waldegg am Brünigpass entdecken und begrüssen wir zuerst mal die Esel. Die lassen sich jedoch nicht gross beeindrucken von uns Fremdlingen. Gleich darauf stossen wir auf den Besitzer der Esel und zugleich unseren Tourenführer Franz Reiter. Für ihn wird an dieser Stelle etwas Werbung gemacht. Nach einem kurzen Kennenlernen bei einem Kaffee machen wir uns gemeinsam auf den Weg.
Im Hintergrund ist der Rosenlaui-Gletscher zu erkennen
Beim Grillplatz am kleinen Bidmisee machen wir Rast. Ruth, die Kollegin von Franz, hat alles mitgebracht, was das Wanderherz begehrt. Würste, Chips, Maiskolben, Brot, Früchte Getränke und vieles mehr. Herzlichen Dank! Marcel sorgt am Feuer dafür, dass die Würste richtig gebraten werden. Natürlich kriegt jeder Esel zur Belohnung mehrere Rüebli. "Unsere" Esel werden bestaunt und berührt von Kindern und Erwachsenen aus aller Welt. Sie lassen das mit einer stoischen Geduld über sich ergehen.
Gegen 14.30 nehmen wir den Abstieg nach Hasliberg-Reuti in Angriff. Im mittleren Bild nochmals Franz mit seinem Hund Simba. 400 Höhenmeter geht es abwärts.
Allen ist es etwas in die Knie eingefahren. Übrigens - während des ganzen Tages haben die Esel das Tempo angegeben. Die Aussage vom "störrischen Esel" können
wir nicht bestätigen. Natürlich - wenn sie ein saftiges Grasbüschel/Löwenzahn/Klee sahen, liessen sie sich nicht vom Zubeissen abhalten. Aber etwas Zug an der Leine oder ein kleiner Schubs von
hinten genügten, dass sie sich wieder in Bewegung setzten.
Nach unserer Ankunft in Reuti warten die Esel geduldig am Schatten. Wir genehmigen uns ein kühles Erfrischungsgetränk im Hotel Reuti. Anschliessend verabschieden wir uns von Franz und Ruth und natürlich auch von den inzwischen liebgewordenen Eseln. Franz hat mit den Tieren noch einen mehrstündigen Heimweg vor sich. Unser Tag Nummer zwei mit den Eseln war einmal mehr sehr erlebnis- & erfahrungsreich!
3. Tag: Dienstag, 19. August 2025
Um ca. 08.30 Uhr bringt uns die Pendel(Seil)bahn von Hasliberg-Reuti hinunter nach Meiringen. Meiringen ist bekannt als der Ort, an dem Sherlock Holmes im
fiktiven Roman "Das letzte Problem" von Sir Arthur Conan Doyle seinen vermeintlichen Tod durch einen Kampf mit seinem Widersacher Professor Moriarty am Reichenbachfall
fand. Heute ist Meiringen eine Art Kultstätte für Sherlock Holmes-Fans mit einem Sherlock
Holmes Museum in der ehemaligen englischen Kirche.
Von Meiringen durchqueren wir in ca. 20 Minuten zu Fuss das Haslital nach Willigen (C), besteigen dort die Standseilbahn,
welche uns zu den Reichenbachfällen (D) hinaufführt. Entlang des Weges mit etwa 350 Stufen sehen wir die Fälle aus verschiedenen Perspektiven. Anschliessend wandern
wir hinunter zum Eingang Ost der Aareschlucht (E)
und tauchen ein in dieses imposante, von Wasserkraft und Eis geschaffene Wunder der Natur. Weil das Postauto nicht bei der Tafel hält sondern ca. 300 m davon entfernt, bleibt uns
nichts Anderes übrig, als den Weg vom Aareschlucht Eingang West bis zurück zur Seilbahn auch noch zu Fuss zu gehen. Nun aber alles der Reihe nach.
Sobald uns die Seilbahn über die Kante des Hochplateaus von Hasliberg-Reuti getragen hat, eröffnet sich uns der Blick auf das Haslital und Meiringen.
Nach einem rund 20 minütigen Marsch wartet die Standseilbahn auf uns und bringt uns zum Fuss des Reichenbachfalles.
Vom Reichenbachfall wandern wir durch Wälder und Wiesen, vorbei an prächtigen Berner Bauernhäusern, hinunter zum Eingang Ost der Aareschlucht.
Da sind wir, beim Eingang Ost zur berühmten Aareschlucht. Bevor wir in die enge Schlucht einsteigen, genehmigen wir uns eine kleine Erfrischung.
Über Jahrtausende gruben hier während der Eiszeit der etwa 300 m dicke Aaregletscher und die Aare ein bis zu 180 m tiefes Bett in den Kalkstein. Die Felsspalte ist an ihrer engsten Stelle nur
einen Meter breit. Der Weg durch die Schlucht ist etwa 1,7 km lang und kann in einer knappen Stunde begangen werden. Versteht sich von selbst, dass man an solch schönen Tagen nicht alleine
an diesem schönen Ort unterwegs ist.
So, wir sind gewissermassen am Ende unseres erlebnisreichen, intensiven, wunderbaren Ausfluges. Ich darf bestimmt mit Recht sagen, dass es allen Spass gemacht
hat. Wie bereits zu Beginn des Tages festgehalten, ist das Postauto ohne uns losgefahren. So gings dann nochmals zu Fuss zur Seilbahnstation. Nach einer letzten kurzen Verpflegung
oben im Hotel Reuti verabschieden wir uns teilweise. Marco und Hampi fahren über Wil nach Hause, Ernst mit Jürg, Marcel und Urs über Sargans.